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Die Geschichte des Roten Kreuzes in Oerlinghausen

Die Geschichte des Deutschen Roten Kreuzes ist mehr als 150 Jahre alt. So wurde 1863 in Baden-Württemberg die erste Rotkreuzgesellschaft der Welt gegründet. Die Idee, Menschen allein nach dem Maß der Not zu helfen, ohne auf Hautfarbe, Religion oder Nationalität zu achten, geht auf den Schweizer Henry Dunant zurück. Auch in Oerlinghausen haben sich die Menschen engagiert.

Ansprechpartner

DRK Oerlinghausen e.V.


info(at)drk-oerlinghausen.de

Hermannstraße 12
33813 Oerlinghausen

Alles begann mit den Frauen

Stadtgeschichte: Bereits 1888 haben sich Oerlinghauserinnen im „Vaterländischen Frauenverein“ um die Nächsten gekümmert. Aus ihrer Hilfe und Krankenpflege ging der DRK-Ortsverband hervor.

Ein Artikel von Horst Biere, ©2021

Oerlinghausen. Es waren die Oerlinghauser Frauen, die sich in der Dorfschaft schon vor 140 Jahren um Menschen in Notlagen kümmerten. Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts existierte ein Verein, der sich die ehrenamtliche Krankenpflege und Hilfe für Menschen in Not auf die Fahnen geschrieben hatte – der Vaterländische Frauenverein Oerlinghausen. Die Vereinigung gilt als die Keimzelle des heutigen Rote-Kreuz-Ortsverbandes in der Bergstadt.

Der Vaterländische Frauenverein wurde in Deutschland 1866 während des preußisch-österreichischen Krieges gegründet – ursprünglich, um Kriegsverwundete zu betreuen. In Oerlinghausen taucht der Name als Ortsverein erstmals in einem Kassenbuch des Jahres 1888 auf, weil der Unternehmer Carl Weber, dem 33-köpfigen Verein seinerzeit eine großzügige Spende zukommen ließ.

Im Ersten Weltkrieg leisteten die Oerlinghauser Frauen enorm viel Arbeit, um die schlimmste Not zu lindern. Berichtsbücher von 1916 beschreiben, dass Erstlingsausstattungen für Kleinkinder beschafft wurden, 630 Pakete für die Soldaten an der Front geschickt wurden und dass das Kriegslazarett des Dorfes (das Mariannenstift) mit Marmelade, gekochtem Obst und Obstsaft versorgt wurde. Auch in der schweren Nachkriegszeit betreuten die Frauen die Ärmsten des Dorfes durch Näharbeiten oder Sachspenden.

Schon im Jahre 1928 war die Mitgliedszahl im Frauenverein auf 235 gestiegen und es gab eine Pflegestation. Man besuchte die Kranken des Ortes, hielt auch Nachtwachen bei Schwerkranken und es wurde Milch für Kinder verteilt. Als echte Pioniere erwiesen sich die Oerlinghauser Frauen im Jahre 1928. Durch ihre Geldsammlungen erreichten sie, dass der erste Kindergarten weit und breit gebaut werden konnte – anfangs gegen den Willen des Stadtrates. Unterhalb der Kirche entstand das neue Gebäude für 10.700 Reichsmark. Im Protokoll des Jahre 1930 heißt es über die neue Leiterin: „Tante Änne hat sich sehr bewährt und die ganze Liebe der Kleinen gewonnen“.

Die Umwandlung des Vaterländischen Frauenvereins in den Rote-Kreuz-Ortsverband vollzog sich in den 1930-er Jahren. Immer mehr Erste-Hilfe-Schulungen verordneten die neuen Machthaber den Mitgliedern, auch Ordnungsdienste, Tragendienste für Verletzte und so weiter. Die Sanitätsdienst-Schulungen wurden von den beliebten Hausärzte Dr. Paul Rieso und Dr. Adolf Kochsiek durchgeführt. Auch eine quasi vormilitärische Ausbildung der Helferinnen und Helfer stand auf dem Dienstplan. Die langjährige Zugführerin Grete Oberdiek beschrieb amüsiert in ihrem Rückblick: „Da sind wir manches Mal auf dem Sportplatz oder Schulhof gewesen und haben Antreten, Marschieren und Schwenkungen geübt und kamen uns dabei sehr komisch vor.“

Der Kriegsbeginn 1939 schlug auch für die Oerlinghauser Rotkreuzhelfer ein neues Kapitel auf. „Wir hatten zwar nicht die Bereitschaftsdienste beim Bombenalarm wie in Großstädten“, schreibt Grete Oberdiek in ihren Erinnerungen, „aber wir haben auch den Luftschutzalarmdienst für das Rathaus übernommen.“ Doch 1945 stand auch die Bergstadt inmitten von Kriegshandlungen. „Die Ortskrankenkasse an der Marktstraße wurde zum Lazarett, notdürftig eingerichtet mit Notlagern, ohne genügend Medikamente und Verbandsmittel. Operiert wurde im Keller unter primitivsten Bedingungen“, erinnert sich die DRK-Schwester. Erst Ende 1945, viele Monate nach Kriegsende, löste man das kleine Lazarett an der Marktstraße auf.

Ein Neustart begann 1947. Anfang des Jahres rief man wieder die früheren Bereitschaftsmitglieder zusammen und organisierte sich im Ortsverein und auch im Kreis Lemgo. Doch erst Anfang der 1950-er Jahre startete die echte Fortbildungsarbeit im DRK-Kindergarten an der Kirche mit Erste-Hilfe-Kursen und einer grundlegenden Sanitätsausbildung für die Bereitschaft. Die Leitungsfunktion der Schulungen übertrug man auf Gustav Haupt, den Schwimmmeister des Freibades und Grete Oberdiek.

Ab 1956 übernahm Horst Groß die Fachausbildung für die Lehrgänge in Oerlinghausen. Es waren seinerzeit vor allem Gustav Haupt und Horst Groß, der übrigens später das Bundesverdienstkreuz erhielt, die das DRK-Geschehen Oerlinghausen in der Nachkriegszeit geprägt haben. Unvergessene Namen sind auch Paul Lange, Kurt und Erika Lange, sowie Kurt und Heinz-Adolf Bokel aus Helpup. Ein erster Rettungswagen, ein weißer VW-Bulli, sicherte eine schnelle Transporthilfe bei schwerer Krankheit oder Unfall ab. Wilhelm Ortmann, Dr. Wilhelm Haase, Fr. Büchenfeld, Friedrich Mahlmann, Ulrike Jaehn und Dr. Rodekamp übernahmen später den Vorsitz. Der heutige Vorsitzende des DRK-Ortsverbandes ist seit etwa einem Jahr Martin Krause.

Die Unterkunft des Rote-Kreuz-Zuges wechselte mehrfach. Begann man anfangs mit Räumen in der Berufsschule an der Kirche, so wurde später eine Baracke an der Webereistraße zu einem Heim umfunktioniert. Doch auch hier wurde 1973 wegen der Aufgabe der Weberei ein Umzug erforderlich, und die DRK-Helfer zogen ins Stadthotel um. 1986 dann ging‘s ins Feuerwehrgebäude an der Holter Straße und letztlich im Mai 1994 erfolgte die festliche Eröffnung der renovierten Räume an der Hermannstraße in der früheren Möbelfabrik Heißenberg. Auch in unseren Tagen ist das DRK der Betreiber der Räume. Erfolgreich und engagiert organisiert der Ortsverband heute die Blutspendedienste, die Erste-Hilfe-Kurse oder die wichtigen Sanitätsdienste. Doch auch hier fehlt es an Nachwuchs. „Wir freuen uns über jeden jungen Menschen, der bei uns Engagement zeigt“, sagt Brigitte Henseleit, die langjährig im Vorstand tätig ist.